Die Entwicklung des Bogens

Die Entwicklung des Bogens

Er wird oft unterschätzt, aber erst er erweckt den Klang der Streichinstrumente zum Leben. Ein guter Bogen macht sowohl klanglich als auch spieltechnisch einen riesen Unterschied!

Ein kleiner Ausschnitt aus der Geschichte des Bogens
Die ersten Bögen waren kurze, halbkreisförmig gebogene Stangen an deren Enden die Haare mit Knoten befestigt wurden. Die Spannung fand automatisch durch die Krümmung der Stange statt.
Die Entwicklung des Bogens im Barock ist eine Geschichte von Versuch und Irrtum, eine Wechselwirkung von Handwerk und
Musik, in deren Verlauf die unterschiedlichsten Bogenmodelle entworfen, variiert und verbessert wurden.
Im 16. und 17. Jahrhundert erreichte die Geige eine Vollkommenheit, die eine musikalische Revolution auslöste. Rasch
emanzipierte sie sich von ihrer verachteten Herkunft: Galt sie doch lange als Instrument des einfachen Volkes, das wie ihre Vorläufer vor allem als Rhythmusgeber auf den Tanzböden von Hochzeiten und Volksfesten gespielt wurde. An einen adäquaten Geigenbogen hatten die ersten Meister des Geigenbaus nicht gedacht, und so fanden die spätmittelalterlichen Modelle weiter Verwendung, mit denen zuvor auch Fiedel und Rebec gespielt worden waren. Viele dieser Bögen waren ausgesprochene Rhythmusinstrumente, stark konvex gebogen, manche nur 20 bis 30 cm kurz und in ihren Spielmöglichkeiten durch Faust- oder Untergriff zusätzlich begrenzt.
Wer genau im Barock die Bögen baute ist nicht überliefert, die Veränderungen kamen jedoch meist von den Musikern.
In Italien führte Corelli einen Bogen mit längerer Stange ein, der cantables Spiel und mehr Modifikationen im Ton erlaubte. Dieser setzte sich durch und dies zog eine Reihe von baulichen Veränderungen nach sich, insbesondere eine Erhöhung des Kopfes, um eine gleichmäßige Gewichtsverteilung und Bespielbarkeit der vollen Bogenlänge zu erreichen. Bögen mit niedrigerer Biegung wurden beliebter, bis die gerade bzw. leicht konkave Form erreicht war.

Fernambuk & Tourte
Die „Erfindung“ des modernen Bogens, wie er heute noch gebaut und genutzt wird ist Francois Xavier Tourte (1747-1835) zuzuschreiben. Tourte brachte den modernen Bogen zur Perfektion indem er die Errungenschaften des klassischen Bogenbaus aufnahm und sie vervollkommnete. Er verfeinerte die Form des Kopfes, stattete den Frosch mit dem D-Ring aus und perfektionierte die Form der Stange, um ideale Balance und Gewicht zu erhalten. Stets orientierte er sich an den wachsenden Anforderungen der großen Solisten seiner Zeit.
Er benutzte hochwertige Fernambukstangen für seine Bögen. Dieses Material erlaubte ihm seine physikalisch höchst komplizierte Stangenform.

Fernambuk ist das beste und beliebteste Holz für die Stange und wächst ausschließlich in Brasilien. Es ist als natürlicher Werkstoff bis heute unübertroffen. Es ist relativ leicht, zugleich aber sehr steif.
Außerdem lässt sich die Bogenstange bei Erhitzung über einer Gasflamme dem Faserverlauf folgend biegen und behält diese Krümmung auch langfristig bei. Heute werden fast alle hochwertigen Geigenbögen aus diesem Holz gefertigt. Allerdings steht das Fernambukholz seit Jahren unter Artenschutz, weil es durch die starke Rodung des brasilianischen Regenwaldes Mata Atlantica vom Aussterben bedroht ist. Das führt dazu, dass der Baum nur noch in Ausnahmefällen gefällt werden darf.
Das bringt Bogenbauer in aller Welt in Bedrängnis, die Holzvorräte schwinden dahin. Die Bogenbauer schlossen sich deshalb zu einer Initiative zusammen, die sich um die Erhaltung des Fernambukbaumes bemüht, indem neue Bäume angepflanzt werden.

Jüngere Entwicklungen
Bögen aus Glasfaser und Karbon werden seit den 1960er bzw. 1990er Jahren hergestellt und inzwischen auf hohem Niveau produziert. Ihre Erfindung ist nicht zuletzt die Antwort auf den Mangel an hochwertigem Fernambuk. Denn die Bestände gehen durch die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen und die hohe Bautätigkeit an seinen wichtigsten brasilianischen Standorten zurück.

Bogenhaare
Die Haare, die wir benutzen stammen bevorzugt von Pferden aus Sibirien oder der Mongolei.
Das Bogenhaar wird in Bezug auf seine Stärke, Länge, Elastizität, Geschmeidigkeit, Homogenität, Farbe und seines Durchmessers getestet und ausgewählt.
Bevor die qualitativ hochwertigen Haare in den Handel kommen werden die Haare gereinigt, desinfiziert, getrocknet, gekämmt, gebündelt und von Hand in mehreren Durchgängen (mind. sechs) ausgewählt und sortiert.

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